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#icebucketchallenge

Publiziert am von Tobias Opitz

Da ich dazu auserkoren wurde mich einer Eisdusche zu unterziehen, muss ich mich wohl oder übel dazu äußern. Auch wenn das, was jetzt kommt einigen nicht schmecken wird. Ich finde es unhöflich nicht zu reagieren und falsch meine Meinung nicht so zu vertreten wie sie nun mal ist. Also, auch auf die Gefahr hin als Spielverderber zu gelten:

Es ist wichtig, sich über den eigenen Tellerrand hinaus zu engagieren und ich erkenne an, dass manchmal ungewöhnliche Maßnahmen nötig sind um ein kritisches Maß an Aufmerksamkeit zu erreichen. Menschen, die an ALS erkrankt sind erwartet auf dem aktuellen Stand der Forschung ein grausames Schicksal und es ist wichtig nach Wegen zu suchen um ihnen zu helfen. Dennoch kann ich die Form in der die sog. #icebucketchallenge ausgetragen wird nicht gutheißen. Wenn auch für einen guten Zweck, bleibt es eine milde Form der Nötigung. Die “Nominierten” haben im Grunde nur fünf Möglichkeiten:

  1. Sich mit Eiswasser übergießen. (Was auch immer das bringen mag.)
  2. Geld spenden.
  3. Nichts tun und den “Shitstorm” bzw. die unweigerlich folgende Häme auf dem sozialen Netzwerk der Wahl über sich ergehen lassen.
  4. Lügen.
  5. … oder das tun, was ich hier gerade tue.

Dennoch wird man ungebeten in die Lage gebracht sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, Zeit und Energie zu investieren und ggf. soziale Spannungen zu ertragen.

Was niemand dabei bedenkt ist folgendes: Möglicherweise engagieren sich viele der Nominierten im Rahmen ihrer Möglichkeiten bereits finanziell oder persönlich für die unterschiedlichsten sozialen und gemeinnützigen Zwecke. Die unterschwellige Botschaft der Challange ist aber “Tu es, oder du bist ein schlechter Mensch, weil du dich nicht für an ALS erkrankte Menschen einsetzt.” – jedes andere Engagement wird damit herabgewürdigt. Das ist es, was mich seit Beginn dieses Memes zunehmend ärgert – abgesehen davon, dass der Grund für die Challange nur in den wenigsten Videos Erwähnung findet.

Nicht falsch verstehen. Ich finde es super, dass die an dieser schrecklichen Krankheit leidenden Menschen ein gebührendes Maß an Aufmerksamheit und Hilfe erhalten und ich unterstelle niemandem mit den oben genannten Hintergedanken an die Sache herangegangen zu sein. Ich bin auch nicht wütend darüber nominiert worden zu sein. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit. Was ich wirklich möchte ist, dass sich jeder, der sich an einer solchen Aktion beteiligt, vor Augen führt, dass der gleiche Mechanismus, der jetzt Aufmerksamheit für eine gute Sache erzeugt, auch für deutlich weniger hehre Ziele eingesetzte werden kann.

Ich selbst engagieren mich finanziell bereits für einige Organisationen die Menschen in aller Welt helfen und stecke viel Zeit und Energie in gemeinnützige Projekte. Dies werde ich nicht dadurch abwerten, dass ich mich dem Gruppenzwang beuge. Daher werde ich mich weder mit Eiswasser übergießen, noch Geld an die DGM spenden oder mich durch irgendwelche Nominierungen an diesem Spiel beteiligen.

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