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Photosynth, iPhone und Warum man die Finger von Apps großer Unternehmen lassen sollte

Publiziert am von Tobias Opitz

Vor etwas mehr als einem Jahr machte Microsoft mit seiner App „Photosynth“ auf dem iPhone Schlagzeilen. Zumindest im Netz. Die App ist darauf spezialisiert aus Einzelbildern Panoramen zu erstellen. Allerdings keine „Flachen“. Die Bilder werden in ein dreidimensionales und interaktives Model umgewandelt und vermitteln so einen erstaunlich guten Eindruck des Ortes, den sie zeigen.

Neu ist die Idee bei weitem nicht. Die Pionier auf dem App-Markt war 360Panorama von Occipital. Die beiden Apps funktionieren praktisch identisch. Allerdings war Photosynth zum Zeitpunkt seines Erscheinens mit einem deutlich anziehendern Userinterface ausgestattet und erzeugte auch bessere Aufnahmen. Occipital hat hier mittlerweile nachgelegt, so dass sich die Apps in Funktionsweise und Qualität praktisch nicht unterscheiden.

Einen sehr entscheidenden Unterschied gibt es allerdings doch. Zum einen brauchen die Panoramen eine Menge Speicherplatz auf dem Gerät und zum anderen wirken sie erst wirklich, beachtet man sie auf einem größeren Bildschirm als dem des iPhone. Was liegt also näher als der Export?
Beide Anbieter verfügen über ein entsprechendes Portal um die entstandenen Werke zu speichern, anzusehen und zu teilen. Microsofts Portal verlangt die Installation von Silverlight, dem hauseigenen Adobe Flash Konkurrenten. Auch wenn es eine für den größten Teil des Webs unnötige Ressourcenverschwendung ist, kann man damit noch leben. Schlimm wird es bei der Schnittstelle zwischen dem mobilen Gerät und dem Netz.
Denn genau hier kommt Microsoft ins straucheln. Scheinbar zumindest, denn das folgende scheint nur die iPhone Applikation zu betreffen.

Die Photosynth App für das iPhone bricht bei einer signifikanten Anzahl von Panoramen (bei mir fast bei jedem zweiten) einfach den Upload mit der Meldung „Network Error“ ab. Im stabilen WLAN genauso wie bei einer guten 3G Verbindung. Der Fehler tritt sofort auf. Das Gerät versucht scheinbar gar nicht erst mit dem Server in Kontakt zu treten. Ein anderes Panorama wird unter den gleichen Bedingungen aber sofort hochgeladen.

Das Problem ist im Netz bekannt und besteht fast seit dem Erscheinen der App. In den Foren auf Photosynth.net und anderen Plattformen (wie Twitter) mehren sich die Anfragen Hilfesuchender.
Microsoft lässt das völlig kalt. Lapidar wird dem Benutzer, so fern man sich denn zu einer Antwort herab lässt, geraten, fünf mal auf „Retry“ zu drücken. Dann würde der Upload neu gestartet. Leider ist dieser Rat völliger Unsinn. Auch 300 Mal „Retry“ verändern an der Situation nichts. Der Fehler muss in der Datei des Panoramas selbst liegen. Ein Bugfix lässt aber auf sich warten und ich persönlich glaube nicht mehr daran, dass es jemals geschieht.

Nutzer, die die App von Anfang an begeistert Nutzen sind durch dieses Problem natürlich in einer Zwickmühle. Will man Platz auf dem Telefon schaffen, müssen die Panoramen ausgelagert werden. Geht das nicht bleibt nur die Wahl den Speicherplatz auf dem Gerät dauerhaft verloren zu geben oder die Panoramen zu verlieren. Aus dem selben Grund verbleibt die Photosynth App auch auf den Geräten frustrierter Wechsler.

Ich persönlich habe mich entschieden lieber die Panoramen zu verlieren, als mich weiter von einem Unternehmen gängeln zu lassen, dass nicht in der Lage ist seinen Job vernünftig zu machen.
Zu Recht kommt jetzt der Vorwurf: „Was beklagst du dich? Die App und der Service sind schließlich umsonst.“ Ja, sind sie. Und damit bin ich die Falle getappt, in die wir Menschen schon immer zu gerne tappen. Ein Produkt muss finanziert werden. Entweder über den Nutzer oder den Werbepartner. Nur derjenige der zahlt ist Kunde … und damit König.

Fazit: Besser für das Produkt eines kleineren, spezialisierten Unternehmens etwas Geld ausgeben. Diese sind näher am Nutzer. Der Nutzer ist der Kunde. Sie stehen unter einem größeren Druck Updates, Features und Fixes zu liefern um weiter in der Gunst der Kunden zu bleiben und Umsatz zu generieren. Die Produkte größerer Konzerne mögen auf den ersten Blick gut und kostengünstiger sein. Aber ihnen fehlt das Herzblut und allzu oft versagen diese dort, wo es darauf ankommt … beim Service.

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